Es lebe der Zentralfriedhof und alle seine Toten ♪ ♫ – Das sang Wolfgang Ambros schon 1975.
Dass wir Wiener einen Hang zum Morbiden haben und das Sterben fast schon huldigen, hat sich ebenfalls schon in der Welt herumgesprochen. Nicht umsonst stolpert man hier ständig irgendwo darüber: in der Musik (in vielen Wienerliedern ist vom Tod und vom Sterben die Rede), in Museen (Foltermuseum) und natürlich in der Geschichte – seit Jahrhunderten spricht man schon von der schönen Leich‘. Das kann man auch besonders gut auf Wiens Friedhöfen sehen.
Ich liebe Friedhöfe, schlendere gerne darin herum und lese, was auf den Grabsteinen geschrieben steht. Besonders schön fand ich zB. die Friedhofsinsel San Michele vor Venedig, die mit seinen weißen Kreuzen und bunten (Plastik) Blumen richtig leicht und nicht so schwer und erdrückend wie unsere Friedhöfe wirkt. Ein ganz besonderer war auch der „Heitere Friedhof“ in Sápânta/Rumänien.
Vergangenes Jahr war ich zum ersten Mal am Wiener Zentralfriedhof. Ich hab es zwar kurz in einem Monatsrückblick angerissen, die Bilder vom Ausflug kamen aber, warum auch immer, nie auf den Blog.
Der Ende des 19. Jahrhundert eröffnete und fast 2,5 km² große Friedhof zählt zu einer der größten Friedhofsanlagen Europas. Der überwiegende Teil besteht aus katholischen Gräbern, es befinden sich aber auch andere Abteilungen hier: buddhistisch, evangelisch, islamisch, jüdisch,orthodox und sogar mormonisch.
Da das Areal, wie gesagt, so weitläufig ist, hab ich mich beim 1. Besuch auf den alten Teil des jüdischen Friedhofs beschränkt. Im 2. Weltkrieg wurde dieser Teil durch Fliegerbomben stark mitgenommen, sehr viele Gräber wurden zerstört und konnten nicht mehr restauriert werden. Und so ist dieser Teil auch teilweise sehr stark verwildert. Aber genau das macht diesen Teil des Zentralfriedhofs so besonders, finde ich.
So, nun habe ich aber genug geplaudert und lasse Bilder sprechen. Viele Bilder, da ich mich nicht entscheiden konnte 😉
Wenn man sich ruhig verhält, sprinten vielleicht sogar ein paar Rehe an einem vorbei =)
(Witziger Zufall: der Bock springt am Grab von Herrn Bock vorbei 😀 )
Seid ihr auch so gern auf Friedhöfen unterwegs?
Wo findet sich ein besonders schöner?
Pictures 1, 3-7, 9-12 © by Mr. Xoxolat
Ich kenne ein paar Steinmetztöchter, die haben als Kinder immer auf dem Friedhof gespielt, auf dem ihr Vater arbeitete. Ich finde das eine sehr schöne Idee, wenn Kinder den Tod als etwas normales begreifen. Dein Bock ist klasse – den hast Du ja prima abgeschossen! LG Bärbel ☼
Danke, den hat der Mr. abgeschossen 😉
Ich bin ja generell der Meinung, dass man den Tod nicht immer nur als Schlimmes hinstellen muss. Klar, es ist ein Verlust. Aber der gehört einfach zum Leben dazu.
Das mit dem Bock ist toll ,muß lachen 😀
Ja, bin manchmal gerne auf Friedhöfen, grade auch um Fotos zu knipsen 🙂
Liebe Grüße <3
Ah toll, du hast die Friedhofsbilder doch nicht gepostet. Ich gehe auch sehr gern dort spazieren. San Michele ist wirklich ein beeindruckender. Die schönsten habe ich auf Cuba gesehen. Da waren Menschen mit Radios an den Gräbern ihrer Lieben und haben dort gegessen und geredet. Ein ganz anderer Umgang mit dem sterben als ich es davor kannte.
Liebe Grüße Ela
Kuba steht ja auch noch auf meiner Reiseliste. Irgendwann mal… =)
Ich versteh‘ eh nicht, warum am Friedhof immer alles so mucksmäuschen still sein muss… 😉 Hier ist überhaupt immer alles so furchtbar zugeknöpft.
Oh, der Friedhof ist ja wunderschön. Ich gebe zu, ich liebe Friedhöfe auch. Je verwilderter, desto besser.
Unglaublich schön ist der geschlossene Teil des Highgate Cemetry in London. Dort wird schon seit fast 100 Jahren nicht mehr bestattet und da der Betreiber irgendwann insolvent war, wurde dort auch nichts mehr gepflegt. Inzwischen kümmert sich ein Verein um den Friedhof und bietet unter anderem Führungen an. Absolut empfehlenswert!
Und dann gibt es noch einen wunderbaren Friedhof in Barcelona, in Poble Nou fast direkt am Meer. Weil dort kein Platz ist, werden die Toten nicht begraben, sondern quasi in Mauernischen „gestapelt“. Die „Gräber“ sind unheimlich liebevoll gepflegt. Fast überall finden sich Fotos der Toten, Kränze mit FC Barcelona-Emblemen und Unmengen von Blumen – je bunter, desto besser.
Der typisch deutsche Friedhof mit abgezirkelten, geharkten und schnurgeraden Wegen dagegen gefällt mir weniger. Und ich sehe ja ein, dass ein Rasengrab für die Angehörigen enorm praktisch ist, aber schön geht anders :-(.
Liebe Grüße
Fran
Danke für die Tips! Sind geistig für kommende Reisen notiert! =)
Ich spaziere auch gerne über Friedhöfe, stelle mir vor, wer die Menschen waren, die dort begraben sind und genieße die Ruhe. Den St. Marxer Friedhof im 3. Bezirk find ich auch faszinierend!
Liebe Grüße, Christine
Der St. Marxer Friedhof steht auch auf meiner to-do-Liste!
Ich hab jetzt zum Glück eh endlich mehr frei, da wird sich hoffentlich was ausgehen! =)
Der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, der größte Europas, ist auch sehr schön. Er hat ganz wilde und ganz gepflegte Ecken und ist für viele Besucher ganz einfach ein wunderschöner Park – besonders zur Rosenblüte und zur Rhododendronzeit im Frühling. Er ist so groß, dass sogar eine Buslinie hindurchfährt und eine ganz reguläre Straße durch ihn führt. Inzwischen als Tempo 30 Zone, weil es eine beliebte Abkürzung bei Stau auf der Hauptstraße ist …
Ich bin nur sehr selten gerne auf Friedhöfen. Ich spüre die Ruhe und den Frieden, aber auch die Brutalität des Todes,. Ich verabscheue den Tod, weil mir einfach schon zu viele Menschen viel zu früh genommen worden sind. Aus dem gleichen Grund kann ich mit Religionen absolut gar nichts anfangen, da tröstet einfach gar nichts – Tod bleibt Tod.
In meiner Familie wird man nicht auf Friedhöfen beerdigt, sondern Seebestattungen sind üblich. Das ist mir sehr recht, denn so muss ich nicht auf einen Friedhof gehen.
Mit Religionen kann ich auch gar nichts anfangen.
Seebestattungen finde ich eine sehr schöne Idee!
Hallo Angelika, tolle Fotos hast Du gemacht. Schön daß Du so viele gepostet hast 🙂
Das sind so stimmungsvolle Bilder und dann noch ein Hirsch. Total klasse.
Bei uns sind die Vorstadtfriedhöfe uninteressant. Da werden die Gräber aufgelöst und neu belegt wenn die Zeit abgelaufen ist. Somit gibt es keine richtig alten Grabstätten.
Auf dem Hauptfriedhof müsste das anders sein. Da wsr ich zuletzt als Kind. Da gab es viele alte Gräber. Aber seit der äkindheit war ich nicht mehr dort.
Danke für die tollen Fotos.
Liebe Grüße Tina
Danke! Der Großteil der Fotos ist von meinem Mr. 😉
Ich kann mit Friedhöfen nicht viel anfangen. Es ist mir total ungewöhnlich einen Friedhof als Tourist zu besuchen (obwohl ich den Cementiri de Montjuïc in Barcelona schon besucht habe).
Aber ich liebe Geschichte und Dank Deinen Artikel, hab ich etwas Neues heute gelernt!
LG Claudia
http://www.claudias-welt.com
Muss ja auch nicht jeder die gleichen Vorlieben haben, nicht wahr 😉
Wow, danke dass du eines meiner Lieblingsthemen aus Wien aufgreifst. Ich bin ganz berührt. Das ist der Teil deiner schönen Stadt, der mich am meisten fasziniert. In Frankfurt ist der Alte Jüd Friedhof leider nicht öffentlich zugänglich. Wir haben ja eine wunderbare jüdische Tradition hier, aus unserer Stadt stammen die Rothschilds. Diese Spuren suche ich immer am liebsten. LG Sabina | Oceanblue Style
Oh das freut mich aber!
Wir haben hier in Wien einige jüdische Friedhöfe, die öffentlich zugänglich sind. Der skurilste ist wohl der im Hof eines Pensionistenwohnhauses (da war ich aber selbst noch nicht).
Hast du jüdische Wurzeln oder ist deine Spurensuche reine Neugierde?